Eine Straßenbahn kann einen erheblichen Beitrag zum Erreichen der Lübecker Klimaziele leisten.
Als Hansestadt Lübeck möchten wir bis 2040 klimaneutral werden – das ist ambitioniert, aber wichtig und die Tram könnte uns dabei entscheidend voranbringen! Denn nur mit einer Erhöhung der Anzahl der Busse ist der notwendige Fahrgastzuwachs im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht zu erreichen. Laut der Vorlage der Verwaltung zum Verkehrsentwicklungsplan liegt der jetzige Modal Split-Anteil (Anteil der zurückgelegten Wege) des ÖPNV bei ca. 12% – für eine erfolgreiche Verkehrswende brauchen wir jedoch um die 20%, lieber mehr! Mit der Einführung eines schienengebundenen Systems in Unterstützung des Busverkehrs kann dieses Ziel gelingen.
Die Straßenbahn ist ein attraktives Verkehrsmittel und Sympathieträgerin des ÖPNV. Es gelingt ihr in vielen Fällen Menschen vom Umstieg in den ÖPNV zu überzeugen, die ansonsten weiterhin das eigene Auto nutzen würden: durch viel Platz zum Sitzen, ruckelfreies und im Verhältnis zum Bus leises Fahren.
Dieses Phänomen ist als sogenannter Schienenbonus beschreibbar und schlägt sich deutlich in den Zahlen nieder: Mit einer Tram können, auf gleicher Strecke bei gleicher Taktung, wesentlich mehr Fahrgäste dazugewonnen werden als mit Bussen. In den vergangenen Jahrzehnten ließen sich bei neuen Straßenbahnsystemen bezogen auf das ÖPNV-Gesamtsystem, also inklusive der Busse, Steigerungen von +50 bis +100% verzeichnen. Bei beispielsweise einer neu eingeführten Straßenbahnlinie in Strasbourg stiegen die Fahrgastzahlen von 1991 bis 2006 auf mehr als das Siebenfache!
Saarbrücken ist die erste deutsche Stadt, die den kompletten Neubau eines Schienennahverkehrssystems beschlossen hat. Nach nicht einmal drei Jahren Bauzeit konnten erste Teile des Netztes 1997 in Betrieb genommen werden. »
Ganz gemäß der Vision, Nahverkehr auch über Stadtgrenzen hinaus umzusetzen, sind durch die „Saarbahn“ heute verschiedene Städte der Region angebunden, sogar bis nach Frankreich. Damit ist sie die erste grenzüberschreitende elektrische Stadtbahn Europas. »
Mit dieser großen Aufgabe geht auch entsprechende Technik einher. Die Fahrzeuge der Saarbahn sind sogenannte Tram-Trains, also Fahrzeuge, die sowohl als Straßenbahn als auch auf den Eisenbahnschienen verkehren können.
Aarhus hat seit Ende 2017, nach rund 45 Jahren Abstinenz, wieder eine Straßenbahn. Schon 100 Tage nach der Eröffnung hat sich das Fahrgastaufkommen um 40% erhöht – auf den gleichen Strecken, die vorher nur durch Busse bedient wurden. »
Der Betrieb Straßburgs historischer Straßenbahn wurde infolge von sinkenden Fahrgastzahlen 1960 eingestellt. Nachdem in anderen französischen Städten positive Erfahrungen mit modernen Straßenbahnsystemen gemacht wurden, eröffnete die Stadt 1994 erneut eine Straßenbahn und nutze die Gelegenheit direkt noch zur urbanen Neugestaltung. »
Die Wiedereinführung war ein voller Erfolg! Drei Jahre beförderte der ÖPNV (nicht nur die Straßenbahn) 43% mehr Fahrgäste als vorher. Das zeichnete sich in einer Verdopplung des Modal-Split-Anteils ab. »
Als Nachteil von schienengeführten Systemen wird oft die vermeintlich fehlende Flexibilität angeführt. Bei früheren Straßenbahnsystemen wurden zum Teil Einrichtungswagen eingesetzt, die nur mit aufwändigen Wendeschleifen die Fahrtrichtung wechseln konnten. Aber das ist heute anders: Heute könnten durch Lübeck moderne Zweirichtungsfahrzeuge mit Türen auf beiden Seiten und zwei Führerständen fahren, die an Kehrgleisen oder Überleitstellen wenden können. Dies befähigt zu einer flexiblen Reaktion auf Baustellen, Demonstrationen oder andere Verkehrsstörungen.
Straßenbahnen brauchen wesentlich kleinere Seitenabstände als Busse, entsprechend sind die Straßenbahntrassen kleiner als beispielsweise Busspuren. Mit ihren deutlich höheren Freiheitsgraden scheren Busse weiter aus und weichen nach links und rechts von der idealen Linie ab – die Einhaltung der Ideallinie wird bei einer Tram durch Schienen sichergestellt. Mithilfe einer Tram könnte das Busaufkommen zumindest in der Lübecker Innenstadt reduziert werden – und das bei gleichzeitiger Erhöhung der Fahrgastplätze: Ein ca. 40m langer Straßenbahnzug hat die Transportkapazität von ungefähr fünf Gelenkbussen.
Eine Straßenbahn ist, kombiniert mit günstigen Tarifen, eines der gerechtesten Verkehrsmittel, da es kaum finanzielle oder körperliche Hindernisse für die Benutzung gibt. Gleichzeitig nimmt eine Straßenbahn anderen Verkehrsmitteln des Umweltverbunds auch so wenig Platz wie möglich weg.
Eine Straßenbahn ist sowohl schnell als auch zuverlässig und komfortabel, weniger von Staus betroffen und kann preisgünstig gestaltet werden. Sanftheit beim Fahren und barrierefreie Einstiegsmöglichkeiten, z.B. durch das Anheben der Haltestellen auf Höhe der Einstiegstüren, sind besonders für ältere Menschen und Menschen mit körperlicher Einschränkung ein wichtiger Vorteil.
Alle sind Teil des öffentlichen Personen(nah)verkehrs, alle sind schienengebunden. In manchen Städten gibt es mehrere von ihnen in Kombination. Was meinen wir, wenn wir diese Begriffe nutzen?
„Tram“ ist die Kurzform von „Trambahn“ und bezeichnet die gleichen Verkehrsmittel wie „Straßenbahn“.
Das Wort kommt wahrscheinlich daher, dass die Bahnen früher auf Balken (mittelniederländisch „trame“) gefahren sind (von Pferden gezogen wurden).
Straßenbahnen sind Teil des ÖPNV und nutzen den Verkehrsraum öffentlicher Straßen; zum Beispiel als Teil des Straßenverkehrs oder gemeinsam mit Fußverkehr.
Sie können aber auch baulich vom Rest des Verkehrs getrennt sein; als Straßenbahn werden sie dennoch bezeichnet, wenn sie in ihrer Betriebsweise an den Straßenverkehr angepasst sind (Fahrt auf Sicht, Blinker, …).
S-Bahnen zählen zu Eisenbahnen; verkehren aber „nur“ in Ballungsräumen. Im Gegensatz zu Regionalbahnen sind sie dichter getaktet, haben aber größere Haltestellenabstände als Straßenbahnen und werden unabhängig vom Stadtverkehr geführt.
Während Straßenbahnen so genannt werden, weil ihre Schienen mit auf den Straßen geführt werden, berücksichtigt der Begriff „Stadtbahn“, dass die Fahrzeuge auch auf eigenen Trasse neben dem normalen Straßenverkehr fahren und unabhängig davon sind.
Viele Verkehrsbetriebe geben ihren Bahnen eigene Namen. Die BVG führt beispielsweise „MetroTrams“ und „Trams“, fasst beide aber auch unter dem Begriff „Straßenbahn“ zusammen. »
Außerhalb des Stadtkerns könnte die Straßenbahn auf Rasengleisen fahren. Dies schafft Versickerungsflächen für Regenwasser. Dadurch kann ein Beitrag geleistet werden, Überschwemmungen im Falle vermehrter Starkregenereignisse entgegenzuwirken. Außerdem kühlen mehr Grünflächen die Stadt im Sommer ab und vor dem Hintergrund schwindender Biodiversität in Städten können längere Abschnitte mit bienenfreundlichen Blühstreifen eine große Chance darstellen. Darüber hinaus wird die Straße optisch ansprechender, die Stadt wird also im wahrsten Sinne des Wortes „grüner“.
Mit einer Straßenbahn kommen in der gleichen Zeit auf derselben Straße wesentlich mehr Menschen in die Innenstadt als mit anderen Verkehrsmitteln! Das gilt nicht nur für PKW, sondern auch Busse: Ein Straßenbahnzug von ca. 40m hat die Transportkapazität von ungefähr fünf Gelenkbussen.
In nahezu allen Städten mit neuen Straßenbahnen war so eine Umsatzsteigerung des Einzelhandels zu verzeichnen, in innerstädtischen Einkaufszentren mit Straßenbahn liegt der Anteil des ÖPNV am Einkaufsverkehr zwischen 50 und 60%. Mehr Menschen halten sich in den durch die Straßenbahn vom Autoverkehr entlasteten Fußgängerzonen auf. Entsprechend kann sich eine Straßenbahn positiv auf die Wirtschaftsstruktur Lübecks auswirken und zugleich den kommunalen Haushalt mit mehr Gewerbesteuereinnahmen stärken. Darüber hinaus könnte ein Straßenbahnsystem durch den Zugewinn an Fahrgästen den ÖPNV rentabler machen.