Tram für Lübeck e.V. kritisiert die Entscheidung der Bürgerschaft, die Straßenbahn nicht im Verkehrsentwicklungsplan zu berücksichtigen. Diese Entscheidung steht im Widerspruch zu den Empfehlungen aus den Gutachten, die die Machbarkeit, das Potenzial und die Effizienz (Kosten-Wirksamkeit) einer Straßenbahn in Lübeck nachgewiesen haben. Klar wurde auch, dass selbst ein bis an seine Grenzen ausgebautes Busnetz nicht ausreicht.
Für den Verein erklärt Lutz Kuwalsky: “Es fehlt zurzeit der Mut zur Zukunft! Bei allem Verständnis für die aktuelle Haushaltslage: Auf längere Sicht entlasten die niedrigeren Betriebskosten einer Straßenbahn die Finanzen der Stadt. Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die im Raum stehenden Kosten für die Umsetzung einer Tram unmittelbar anfallen. Hier handelt es sich um ein lang angelegtes Projekt.
Bei dessen Fortsetzung böte sich die Möglichkeit, zumindest Brückensanierungen und den Leitungsausbau an den Fahrwegen von Bund und Land nicht unerheblich fördern zu lassen. Die für eine Förderung notwendigen Zahlen nicht durch weitere Untersuchungen zu ermitteln, ist eine liegengelassene Chance.”
Juri von Drigalski ergänzt: “Eine Verkehrswende bleibt aus sozial- und klimapolitischer Sicht notwendig. In den aktuellen Berichten der Verwaltung zum Klimaschutz gilt der Verkehrssektor weiterhin als der große Problembereich. Die Straßenbahn ist ein Verkehrsmittel für alle und wäre somit ein wichtiger Teil der Lösung. Es stellt sich nun die Frage, wie sich Politik und Verwaltung eine realistische Lösung zur Erreichung der selbstgesteckten Ziele vorstellen, wenn sie die Straßenbahn ablehnen.”
Mit Blick auf die Bürgerschaftsdebatte erklärt der Verein: “Eine von Teilen der Politik und Verwaltung geforderte Regio-S-Bahn, die wir selbstverständlich unterstützen, weil sie genau in das ÖPNV-Zukunftskonzept passt, macht ein Straßenbahnsystem erst recht notwendig. Denn die S-Bahn brächte weitere ÖPNV-Nutzende in die Stadt. Und auch diese Menschen müssen weitertransportiert werden. Vergessen werden darf dabei nicht: Es handelt sich um zwei unterschiedliche Systeme, die sich aber äußerst sinnvoll ergänzen.
Viele Menschen in der Stadtgesellschaft befürworten die Einführung einer modernen Straßenbahn. Wir setzen deshalb darauf, dass das letzte Wort in Sachen Straßenbahn noch nicht gesprochen ist. Personennahverkehr ist Daseinsvorsorge! Wir treten weiterhin dafür ein, dass der ÖPNV in der Hansestadt in seiner Leistungsfähigkeit gestärkt wird.”