Tram für Lübeck

Der Verkehrsentwicklungsplan

Der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) ist ein Maßnahmenpaket der Stadt, das zum Ziel hat, Mobilität und Güterverkehr in Lübeck komfortabel, sicher, stadtverträglich und wirtschaftlich zu machen (oder zu halten). Dafür setzt er Ziele und legt entsprechende Strategien für den Zeitraum von i.d.R. 10 – 15 Jahren fest.

Der letzte VEP wurde im Jahr 2000 aufgesetzt, seit 2021 wird nun ein neuer erarbeitet, für den eine zentrale Zielsetzung darin besteht, den Modal-Split-Anteil des ÖPNV nach Wegen auf 20 % (von aktuell 12 %) zu erhöhen.

Derzeit steht in der Bürgerschaft noch eine Entscheidung darüber aus, ob ein Straßenbahnsystem im VEP berücksichtigt werden soll. Um das beantworten zu können, wurde zunächst die sogenannte Potenzialanalyse und später weitere Untersuchungen in Auftrag gegeben.

Auf kurzsichtigerer und spezialisierterer Ebene als beim VEP erarbeitet die Stadt in ihrer Funktion als Aufgabenträger des übrigen ÖPNV regelmäßig den sogenannten Regionalen Nahverkehrsplan. „Übrig“ bezieht sich auf Systeme, die nicht dem schienengebundenen Verkehr zugeordnet werden, also (On-Demand-)Busse und Fähren.

Derzeit ist die fünfte Auflage des Plans in Kraft, die Konzepte für den Zeitraum 2024 – 2028 vorsieht. Hinsichtlich des gesetzten Modal-Split-Zielwerts für den ÖPNV wird allerdings klar, dass diese gewünschten höheren Nachfragesteigerungen erheblich mehr Verkehrsleistung und dementsprechend auch Maßnahmen bedürfen, welche in der Laufzeit des Plans kaum umsetzbar sind. Aus diesem Grund wird ein weiterführendes Konzept erarbeitet, das die Erkenntnisse aus dem 5. RNVP einfließen lässt und dessen Ansätze weiter ausbaut: das Verkehrswendeszenario.

Parallel zur Potenzialanalyse, in der ein Straßenbahnsystem auch einem erweiterten Bussystem gegenübergestellt werden soll, wird Letzteres unter der Bezeichnung „Verkehrswendeszenario“ konzeptionell entwickelt.

Ergänzend zum Busnetz aus dem 5. RNVP werden Möglichkeiten ausfindig gemacht, um mithilfe verschiedener Linientypen (Metrobus, Stadtbus, Expressbus, Lokalverkehr) sowie („hinreichend realistische“) Infrastruktur- und Beschleunigungsmaßnahmen das Angebot zu attraktivieren. Das Netz würde mit Taktüberlagerungen, Stärkung der Tangentialachsen sowie Ausweitung des Angebots an Expressfahrten gestärkt.

Es stellt sich heraus, dass sich der Modal-Split-Wert nach dem Verkehrswendeszenario bis auf 16 % steigern lässt, allerdings nur unter „immensen“ Leistungsausweitungen. Weitere Steigerungen sind durch Sättigungseffekte ohne Push-Maßnahmen aus dem motorisierten Individualverkehr unrealistisch oder nur in einem noch schlechteren Verhältnis zwischen Leistungsausweitung und Fahrgastwachstum möglich.

In der Potenzialanalyse wird geprüft, inwiefern eine Straßenbahn in Kombination mit einem daran angepassten Busnetz sinnvoll in Lübeck umsetzbar wäre. „Sinnvoll“ bedeutet hier, dass sie zur Erreichung der gesetzten Verkehrsentwicklungsziele beiträgt, machbar und wirtschaftlich ist.

Auf den getätigten Analysen basierend wird ein Basisnetz mit vier Linien vorgeschlagen, das auch äußere Stadtteile mit der Innenstadt verbindet. Außerdem werden ein Betriebskonzept und eine Kostenschätzung erstellt.

Das Konzept ist vielversprechend: „die Erreichung des politischen Modal-Split-Ziels mit einer Straßenbahn [wird] als möglich angesehen.“ Dennoch rät die Verwaltung zunächst davon ab, eine Straßenbahn im Verkehrsentwicklungsplan weiter im Blick zu behalten. Der Grund besteht darin, dass die Prognosen des (noch weit ausbaufähigen) Straßenbahnsystems nicht gut genug seien im Vergleich zu denen eines erweiterten Bussystems aus dem Verkehrswendeszenario (, das schon weit vor Erreichen eines Modal Split-Wertes von 20 % „bald an die Grenzen der Leistungsfähigkeit kommt“).

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